Schloß Nr. 59 - Obere Burg


Lokalisierung :
Der ursprüngliche Kern der gotischen Burg, gegründet von den Witigonen, steht auf einem hohen Felsenvorsprung, geschützt von zwei Seiten durch die Wasserläufe der Vltava und Polečnice. Von Osten knüpft er an die Objekte des II. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov und den III. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov an, und im Westen wird er fortgesetzt mit dem V. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov. Abgetrennt ist er davon durch eine tiefe Schlucht, die überbrückt ist von einer Brücke, Mantelbrücke genannt. Die Gebäude der Oberen Burg umgeben den II. und IV. Schloßhof des Schlosses.

Schloss Nr. 59 - Obere Burg, Luftaufnahme, Foto: Lubor Mrázek

Objektbeschreibung :
Das eigentliche Objekt ist zweistöckig, im westlichen Teil ist es um ein drittes Stockwerk erhöht. Das Bauwerk ist von allen Seiten abgeschlossen und umgibt zwei innere Schloßhöfe, die durch eine gewölbte Durchfahrt verbunden sind. Der Komplex der Gebäude ist verbunden durch gewölbte Durchfahrten, die die einzelnen Schloßhöfe verbinden. Die Innendisposition des Gebäudekomplexes ist reich gegliedert und verschiedenartig und belegt die komplizierte bauliche Entwicklung vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, die mit den Veränderungen der Besitzer, ihrer gesellschaftlichen Stellung und der zeitgenössischen Mode zusammenhing. Der gesamte Gebäudekomplex ist unterkellert von teilweise bis zu vierstöckigen Kellern, die auf einem Felsen stehen. (Studie der Nutzung der Keller des III. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov).

Bauhistorische Entwicklung :
Die älteste Erwähnung über die Burg Český Krumlov stammt aus dem Gedicht "Der Frauendienst" des österreichischen Ritters und Minnesängers Ulrich von Liechtenstein. Es wird hier ein Turnier beschrieben, wo sich "die Ritterschaft im Böhmischen Land auf Krumlov" trifft. Die Burg wird zum ersten Mal schriftlich genannt im Jahre 1253 im Prädikat des Witigo "de Crumbenove" . Der Krumlover Zweig der Witigonen - die Herren von Krumlov mit dem Wappen der grünen Rose - sterben schon im Jahre 1302 aus, und die Burg mit der gesamten Herrschaft geht in die Hände eines anderen Zweiges der Witigonen über - der Rosenberger mit dem Wappen der roten Rose. Diese herrschen dann hier lange dreihundert Jahre. Im Verlauf ihrer Herrschaft weist die bauliche Tätigkeit eine bedeutende Aktivität auf. Schon unter Peter I. von Rosenberg wird die neue Schloßkapelle des heiligen Georg und der heiligen Katharina errichtet, 1334 geweiht. 1396 war in der Zeit des Widerstandes des Hochadels in Krumlov König Václav IV. eingekerkert, laut Tradition in den oberen Kellern des südwestlichen Traktes (Keller des IV. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov). Unter der Herrschaft Ulrichs II. von Rosenberg wurde die Burg in Krumlov erweitert und es wurde vor allem ihrer Abwehrkraft große Bedeutung zugemessen. Auch unter Ulrichs Söhnen Heinrich, Johann und Jost wurden die Arbeiten nach den ursprünglichen Projekten von Ulrich fortgesetzt. Unter der Herrschaft Peters IV. kam es zu bedeutenden Rekonstruktionsarbeiten, da die Burg wegen statischer Risse vom Einsturz bedroht war. Die Arbeiten wurden vom berühmten Baumeister Ulrich Pessnitzer aus Burghausen geleitet.

Český Krumlov, Schloss Nr. 59 - Obere Burg

Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts war eine Zeit sich überschlagender Veränderungen .Der vorletzte Herrscher des Geschlechtes Wilhelm von Rosenberg baute die Burg zu einen luxuriösen Renaissanceschloß um. Die umfangreichsten Umbauten, realisiert zwischen den Jahren 1557 - 1588, waren mit Wilhelms vier Eheschließungen verbunden. In dieser Zeit entsteht eine neue Küche, im Jahre 1560 wurde die Bierbrauerei aus den Räumlichkeiten der Oberen Burg (angeblich im Raum unter dem heutigen Maskensaal) auf den I. Schloßhof übertragen. 1575 wurde die Schloßkapelle umgebaut, 1577 entstand der Gang, der den II. und III. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov verbindet. Die letzten erhaltenen Berichte über bedeutende Umbauten hängen mit der Eheschließung Wilhelms mit Polyxena von Rosenberg, geb. von Pernstein, zusammen. Im Jahre 1588 schloß im Namen des Herrschers Jakub Krčín von Jelčany einen Vertrag mit dem berühmtesten Baumeister der Rosenberger, Baldassare Maggi d´Arogno, über einen umfangreichen Umbau der Gebäude um den III. und IV. Schloßhof, verbunden mit Malereiverzierung der beiden Schloßhöfe (Wandmalereien des III. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov, Wandmalereien des IV. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov).

Der letzte Herrscher des Dominiums der Rosenberger Peter Wok von Rosenberg verkaufte im Jahre 1601 das Schloß an Rudolf II. von Habsburg. In dieser Zeit begrenzt sich die Bautätigkeit nur auf die notwendige Wartung.. Im Jahre 1622 tritt Kaiser Ferdinand II. von Habsburg die Herrschaft Krumlov seinem Finanzier Johann Ulrich von Eggenberg ab. Unter der Herrschaft der Eggenberger nahm die Bautätigkeit abermals einen Aufschwung. Der Turm auf dem III. Schloßhof wurde abgetragen und es wurde die Schloßgalerie errichtet. Im Jahre 1706 wurde mit dem Bau der ersten Holzversion des langen Ganges zum oberen Garten begonnen, der auf steinernen Pfeilern ruhte. 1716 vererbte die kinderlose Marie Ernestine von Eggenberg, die Witwe von Johann Christian von Eggenberg, die Herrschaft Krumlov ihrem Neffen Adam Franz zu Schwarzenberg. Im selben Jahr begann im Schloß eine umfangreiche bauliche Etappe unter der Leitung des Hofarchitekten Pavel Ignác Bayer. Dieser sollte den neuen Umbau der Zimmer entwerfen, die der Fürst zu seinem Appartement auswählte. Beim Einfall der Heere im Jahre 1741 wurde das Schloß von den Franzosen besetzt, welche die Interieure bedeutend beschädigten, beim Abzug rissen sie den Gang aus Holz über der Mantelbrücke nieder. Der neue Besitzer Fürst Josef Adam zu Schwarzenberg gab den Befehl zum Bau des Stockwerkes über dem heutigen Spiegelsaal. Gleichzeitig ließ er den Hirschensaal herrichten (den heutigen Maskensaal), für welchen er einen Tanzfußboden empfahl, und ließ den Saal vom Maler Josef Lederer ausmalen. Dieser Saal wurde im Jahre 1749 beendet und mit dem Schloßtheater durch einen neuen Verbindungsgang verbunden. In dieser Zeit wurden die meisten der offenen Kamine, die die Beheizung des Schlosses sicherten, durch Kachelöfen ersetzt. Im Jahre 1750 führte der Polier Fortini den Umbau der St.Georgs-Kapelle durch und errichtete drei neue Oratorien. 1764 begann der einige Jahre dauernde Umbau des goldenen Saales in einen Konzertsaal, den heutigen Spiegelsaal.

Burg und Schloss Český Krumlov, Obere Burg von der Nordseite, foto:  Libor Sváček

Im Jahre 1782 unter Fürst Josef zu Schwarzenberg hörte das Schloß Krumlov auf, ständiger Sitz des Geschlechtes zu sein, was sich in der Intensität des Interesses an seinen Bauveränderungen widerspiegelte. Es wurde nur noch die laufende Wartung durchgeführt. 1789 wurden große restauratorische Eingriffe in die beschädigte Malereiausschmückung durchgeführt, leider oft verbunden mit einer Übermalung. 1863 wurden die Malereien im III. und IV. Burghof aufgefrischt und erneuert. 1909 wurden die Fresken in den Renaissancezimmern restauriert.

Im Jahre 1917 war im Kapuzinergang Militär untergebracht.

Im Jahre 1947 wurde das Schloß und der Großgrundbesitz laut Gesetz 134/47 zum Landesbesitz und nach dem Jahr 1948 wurde dieser in die Hände des Staates übertragen.

Heutige Nutzung :
Heute ist die Obere Burg als Bestandteil des Areals der staatlichen Burg und des Schlosses der Öffentlichkeit zugänglich (Dienstleistungen für Touristen im Areal des Schlosses Český Krumlov).

(ds)