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Gründung des barocken Schloßgartens


Der Schloßgarten wurde angelegt unter der Regierung des letzten Fürsten von Eggenberg in Český Krumlov, nämlich Johann Christian. Fürst Johann Christian I. von Eggenberg begann nach der Heirat mit Marie Ernestine zu Schwarzenberg im Jahre 1666 mit dem weitläufigen Umbau des alten Rosenberger Schlosses in einen bequemen Adelssitz im Geiste seiner Zeit, dessen untrennbarer Bestandteil auch der Schloßgarten war. Ihre Aufmerksamkeit schenkten die Neuvermählten zu Anfang dem unteren Neustädtischen Garten. Zur Anlegung des eigentlichen Schloßgartens kam es erst Ende der 70er Jahre des 17. Jahrhunderts.

Luftaufnahme des unteren Teils des Schlossgartens in Český Krumlov

In den Jahren 1678 bis 1683 wurde das unebene Terrain auf der Anhöhe oberhalb des Schlosses zu Terrassen nivelliert, es wurden die Umzäunungsmauern des Gartens gebaut und der Schloßteich errichtet. Es ist interessant, daß der Fürst einen Teil der Grundstücke von Krumlover Bürgern kaufen mußte. Der Garten wurde auf einem annähernd rechteckigen Grundriß angelegt. Das ursprüngliche Projekt der Errichtung des Gartens blieb nicht erhalten, und so sind wir bei der Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens des Gartens in der Zeit kurz nach seiner Gründung auf spätere archivalische Quellen angewiesen.

Die Hauptkompositionsachse des Gartens verlief wie ein Rückgrat mitten durch den Garten und teilte ihn in zwei symmetrische Teile, die weiter durch Querwege in quadratische Felder von etwa 60 x 60m Größe geteilt wurden. Diese Art der Gartenkomposition stand der Renaissance- (resp. manieristischen) Auffassung eines architektonischen Raumes sehr nahe, wobei das Ganze durch die Anreihung der einzelnen Teile hintereinander gemäß irgendeinem geometrischen Schema entsteht, ohne tiefer durchgearbeitete Kompositions- und Programmverbindung dieser Elemente zu einer organischen Einheit. Spätere Barockelemente des Gartens zeigt einerseits die Verwendung von hohen Hagebuchenspalieren entlang der Seitenwege zur Erhöhung der Achsenförmigkeit der Gartendisposition, andererseits das Broderieparterre und die Betonung der Anbindung der Gartenquerachsen an die freie Landschaft mittels in der Umfassungsmauer des Gartens angebrachten Ausblickfenster.

Für die Eingliederung des Krumlover Gartens in breitere Zusammenhänge muß man beachten, daß zur gleichen Zeit die klassizistische Instandsetzung des Schlosses in Versailles verläuft. Die konservative Wahl des etwas veralteten Kompositionsschemas verdeutlicht eine bestimmte Rückständigkeit der böhmischen Länder hinter den Kulturzentren des damaligen Europa, wo im gärtnerischen Schaffen eindeutig das Frankreich Ludwigs XIV. den Ton angab.

Die Komposition des Gartens in Český Krumlov deutet an, daß seine Schöpfer vertraut waren mit den Barockgärten in Deutschland (der Hofgarten der Residenz der Wittelsbacher in München, der Garten der Residenz der Württembergischen Herzöge im Schloß Ludwigsburg) und auch mit dem Blumengarten (Květná zahrada) des Olmützer Erzbischofs in Kroměříž.

Schlossteich mit einer kleinen Insel im hinteren Teil des Schlossgartens in Český Krumlov

Die komplizierte Konfiguration des Terrains einerseits zwischen dem sog. Renaissancehaus (Schloß Nr. 177 das sog. Renaissancehaus) (und im weiteren Sinne dem Komplex der Schloßgebäude) und andererseits der Anhöhe, auf welcher zuletzt der Schloßgarten entsteht, erlaubte in dieser Zeit nicht die übliche Lösung - die direkte Kompositions- und Betriebsanbindung des Schlosses an den angrenzenden Garten. Die Lösung, die die Schöpfer wählten, war logisch und ist trotzdem bis heute in den böhmischen Ländern originell. Sie verbanden das Hauptappartement des Schlosses (das sog. piano nobile) mit der unteren Terrasse des Schloßgartens mit Hilfe von gedeckten Gängen, getragen zu Anfang von Holzbrücken, später von gemauerten Brücken (Verbindungsgang). Das fehlende Hauptelement der Gartenkomposition - die Beendigung der Kompositionsachse des Gartens in der Mitte der Schloßfassade - ersetzten sie durch das Einlegen von Wassermotiven an den Beginn und den Abschluß der Achse. Die Achse begann mit einer achtseitigen Fontäne inmitten des sog. unteren Parterres und endet im Schloßteich auf einer kleinen Insel, in deren Mitte ein Bassin mit Springbrunnen war. Annähernd in der Mitte des Gartens kreuzt dann die Hauptlängsachse des Gartens die architektonische Hauptachse, die aus der Mitte der südöstlichen Fassade des Lustschlosses entspringt und durch das Tor in der Umfassungsmauer außerhalb des Gartens weiterführt.

Torso einer Linde auf dem Teichdamm aus der Zeit der Gründung des Schlosstheaters in Český Krumlov

Das in den Jahren 1690 - 1692 erbaute, später "Bellarie" genannte Lustschloß (Lustschloß Bellarie) beherrschte, obwohl es außerhalb der Hauptachse des Gartens plaziert wurde, die gesamte Komposition des Gartens - zum einen durch seine Plazierung auf der erhöhten Terrasse und weiter durch seine Höhe und Masse. Von der Treppe des Lustschlosses öffnete sich ein herrlicher Ausblick auf das tiefer gelegene Broderieparterre mit komplizierter ornamentaler Bepflanzung, Fontänen und geformten Gehölzen. Die Szenerie wurde abgeschlossen von hohen Hagebuchenspalieren, die die Seitenwege einfaßten und entlang der Umfassungsmauern des Gartens verliefen.

Historischer Plan

Die älteste ikonographische Quelle stellt für uns der Plan des sog. Neuen Gartens dar, der etwa aus dem Jahr 1702 stammt. Auf sehr kunstlose schematische Weise erwähnt er den Garten in Verbindung mit der Fassade des sog. Renaissancehauses. Der Garten ist durch die Umfassungsmauern begrenzt, wobei sich der Schloßteich in dieser Zeit noch außerhalb der begrenzten Fläche des Gartens befindet. Der Plan beurkundet die Existenz von Terrassen, des heutigen Haupttores in der südöstlichen Umfassungsmauer des Gartens und des bisher nicht verbauten Tores neben dem Häuschen des Gartenwächters sowie Holzgänge zwischen dem Renaissancehaus und der Sommerreitschule. Einzelheiten der inneren Gliederung der eigentlichen Gartenfläche führt der Plan nicht an. Demgegenüber sind sehr detailliert skizziert, auch wenn in einem vollständig fehlerhaften Maßstab, das Wächterhäuschen (Shloß Nr. 62 - Schenke Markéta), die Eintrittstore in den Garten und der nördliche Teil der heutigen Versorgungsgärtnerei(angeführt unter der Bezeichnung "Mantelgarten"). Außergewöhnlich interessant ist auf diesem Plan ein uns heute schon nicht mehr bekanntes Bauwerk im Raum der heutigen Winterreitschule (Schloß Nr. 178 - Schloßreitschule).

Ein weiterer Plan (wieder aus der Zeit um das Jahr 1702) beurkundet die Existenz eines besonderen Gartenteiles, des sog. "königlichen Gartens", der von einer Mauer umgeben und an den südöstlichen Teil der Umfassungsmauer des Schloßgartens angeschlossen war. Er war nur vom eigentlichen Schloßgarten her zugänglich.

Schlossgarten in Český Krumlov, Wasserrosen im Schlossseechen, foto:  Lubor Mrázek

(jo)

Weitere Informationen :
Der Schloßgarten im 18. Jahrhundert