Schloßwasserleitungen

Die älteste Trinkwasserquelle für die Krumlover Burg war ein tiefer Brunnen, der sich bis heute im sogenannten Václavský sklep - Wenzelskeller - befindet (Keller auf dem IV. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov). Die erste und wichtigste Wasserleitung, die noch in diesem Jahrhundert funktionierte, errichtete im 16. Jahrhundert der Rosenberger Regent Jakub Krčín von Jelčan. Etwas später im selben Jahrhundert haben wir eine Nachricht von einer weiteren Wasserleitung aus einem Wald, der Dubík genannt wird. Diese versorgte außer dem Schloß auch einen Teil der Krumlover Vorstadt, genannt Plešivec. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte kamen zu den beiden erwähnten Wasserleitungen weitere hinzu. Eine erhaltene Beschreibung aus dem Jahr 1736 dokumentiert uns sechs herrschaftliche Wasserleitungen :

• die Wasserleitung aus einem kleinen Brunnen im Wald Dubík in die fürstliche Küche
• die Wasserleitung aus dem Brunnen unter dem Nový Dvůr (Krčíner Wasserleitung)
• die Wasserleitung von der Wiese Starodvorská unter dem Haderberg, in die Bierbrauerei führend und aus dem Jahr 1729 stammend (heute Wasserleitung "od Vodotrysku")
• die Wasserleitung von Novosedly in den neuen herrschaftlichen Garten mit einer Anzahl von 8000 - 9000 Rohren
• die Wasserleitung aus dem Brunnen oberhalb des Hofes Kvítkův Dvůr in diesen Hof

Eine weitere Beschreibung der herrschaftlichen Wasserleitungen inklusive ihrer Längen stammt aus dem Jahr 1756 und wurde ausgearbeitet von Jiří Plansker, dem herrschaftlichen Landvermesser.

Die letzte Gesamtbeschreibung der herrschaftlichen Wasserleitungen in Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1907 vom Geometer Karel Habel und führt diese Reihenfolge an :

1. die Wasserleitung aus dem Blanský les in den Hof Nový Dvůr und in das Krumlover Schloß mit zwei Hauptzweigen und vielen Nebenabzweigungen
2. die Bierbrauereiwasserleitung von der Wiese U Vodotrysku.
3. die Wasserleitung aus dem Bach Polečnice von der Filteranlage beim Kalkwerk
4. die Wasserleitung von dem Kalkwerk aus den Fischbehältern
5. die Wasserleitung mit Nutzwasser vom Teich im Wald Dubík in den Teich im Schloßgarten
6. die Wasserleitung vom Brunnen im Hof Kvítkův Dvůr in den Teich im Schloßgarten und von hier zur Kaskadenfontäne
7. die Wasserleitung mit Trinkwasser vom Jungfernbrunnen in die Schloßküche

Die bedeutendste dieser angeführten Wasserleitungen ist die Wasserleitung aus dem Blanský les, die die "alte Krčíner Wasserleitung" genannt wurde. Sie diente ursprünglich zur Versorgung des Schlosses und der Bierbrauerei, später nur des Schlosses. Das Wasser wurde aus einigen Quellen gesammelt und über hölzerne, später gußeiserne Rohre geleitet. Das Wasser lief bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts in Brunnen und Steintröge, aus welchen es die Menschen beliebig entnahmen. Eine Leitung in Wohnungen oder Büroräume war in dieser Zeit eine große Errungenschaft.

In den Jahren 1923-24 entnahm die Wasserleitung vom Berg Kleť Wasser aus zwölf Quellen und ihre Hauptleitung bestand aus 4153m Gußeisenrohren mit einem Durchmesser von entweder 80 oder 50 mm und aus 1656m Holzrohren mit demselben Durchmesser. Aus der Hauptleitung führten Abzweigungen in einige Häuser in Vyšný, auf dem Špičák und im Latrán mit einer Gesamtlänge von 1937 m. Die Wasserleitung vom Berg Kleť maß also insgesamt 7737 m. Auf diese angewiesen waren 250 Menschen und der gesamte Schloßbetrieb inklusive der Stallungen, der Molkerei usw. Diese Wasserleitung benützten außer den Angestellten des Schlosses und des Großgutes auch fremde Menschen, und das nur zum symbolischen Preis von 1 Krone.

Weitere Wasserleitungen im Schloßareal dienten den Bedürfnissen des damaligen Großgutes, die Brauerei auf dem Latrán hatte vom 18. Jahrhundert an eine eigene Wasserleitung. Aus dem kleinen Teich im Wald Dubík führt bis heute noch eine Wasserleitung in den Teich im Schloßgarten und versorgt das Schloß mit Nutzwasser.

(jo)