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Anfänge der Theaterkultur in Český Krumlov (15. - 16. Jahrhundert)

Die Theatertradition in Český Krumlov hat eine schon mehr als fünf Jahrhunderte dauernde Geschichte. Die ersten indirekten Berichte über die Anfänge der Theaterkultur sind verbunden mit dem Namen des Rosenberger Kanzlers Václav z Rovného, der irgendwann in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts vom italienischen Autor Leonardo Bruni die Komödie "Polixena" abschrieb. Ein weiterer Bericht bestätigt, daß Václav z Rovného im Jahre 1497 am rosenbergischen Hof den Humanisten Jakub Canter mit dem Spiel "Rosa Rosensis" einführte, das das Rosenberger Herrschergeschlecht feierte.

Titelblatt der Komödien von Terentius aus dem Jahre 1499

Zu einer ersten bedeutenderen Blüte des Theaterlebens kam es aber in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Wilhelm von Rosenberg und Peter Wok von Rosenberg. Aus dieser Zeit stammen die ersten Nachrichten über Theatervorstellungen, die das Resultat einerseits reichhaltiger gesellschaftlicher Beziehungen mit dem heimischen und auch ausländischen Adel

Grafisches Blatt aus der Komödien von Terentius

sowie andererseits des kulturellen Niveaus des Rosenberger Hofes und der politischen Stellung des Rosenberger Herrschers des Dominiums waren. Einer der ältesten Beweise für die ständige Pflege von Theaterschulvorstellungen in der Rosenberger Residenz ist der Bericht des Krumlover Pfarrers Tomáš Bavorovský z Bavorova, adressiert im Jahre 1556 an Wilhelm von Rosenberg durch seinen Kanzler Václav Albín z Helfenburka. Es ist eigentlich eine "Einladung" in die vor kurzem inszenierte Theatervorstellung, deren Premiere in deutsch in Krumlov im gleichen Jahr stattfand.

Das Theaterschaffen und die Praxis dieser Zeit werden in Český Krumlov an zwei Stellen beurkundet, im Schloß und im Jesuitenkolleg in der Stadt (Horní Nr. 154). So fand zum Beispiel am 16.5.1588 bei der festlichen Eröffnung des neu errichteten Kollegs die Aufführung des "Euripus" statt, im Jahre 1590 wurde ein Spiel über den heiligen Veit gespielt, zehn Jahre später führten auf dem Schloß die Jesuitenstudenten das Spiel

Titelblatt der Komödie Thebayda aus dem Jahre 1534

"Ester" auf. Der handschriftliche Katalog der Bibliothek des Peter Wok von Rosenberg vom Anfang des 17. Jahrhunderts (heute deponiert in der königlichen Bibliothek in Stockholm) führt auch eine Reihe von Theatralien an. Neben den griechischen und römischen Dramatikern, z.B. Aristophanes, Sophokles, Euripides, Plautus, Terentius oder Seneca (größtenteils in einer Ausgabe aus dem 16. Jahrhundert), war auch das zeitgenössische lateinische, deutsche und vielleicht auch tschechische Theaterschaffen vertreten.

Auf das Jahr 1613 bezieht sich ein Dokument über die Existenz eines Theaters aus Holz mit beweglicher Bühne am Hofe des Krumlover Jesuitenkollegs (Horní Nr. 153).

(om)