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Die Eggenberger Kapelle

Fürst Johann Christian I. von Eggenberg versuchte auf verschiedene Weise das Milieu zu verbessern, in welchem er in glücklicher Ehe mit Marie Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg, lebte, und im Geist seiner Zeit ahmte er Bräuche nach, Einrichtungen und Gepflogenheiten, die am kaiserlichen Hof in Wien sowie beim übrigen bedeutenden Adel im Land eingeführt waren. Ein solcher unumgänglicher Brauch, zu welchem übrigens der Fürst eine gute persönliche Beziehung hatte, war eine eigene Kapelle. Es muß daran erinnert werden, daß im damaligen Theatermilieu sehr oft Musik eingesetzt wurde, praktisch täglich beim Tafeln, bei der Ankunft und der Abreise der Obrigkeit, bei verschiedenen bedeutenden Besuchen auf dem Schloß, bei Gottesdiensten, Festlichkeiten, im Schloßtheater, bei Vergnügungen und Jagden.

Die Hofkapelle gründete Fürst Johann Christian gleich nach dem Erreichen seiner Volljährigkeit (23 Jahre) im November 1664, und diese wirkte bis zum Jahre 1711. Zuerst bestand sie aus Bläsern, deren Anzahl sich änderte, und später wurde sie noch um einen Tympanisten erweitert. Wie aber verschiedene erhaltene Erwähnungen bezeugen, verstanden es die Bläser, auch auf anderen Instrumenten zu spielen. Über die Fähigkeiten und Kenntnisse der Bläser erhielten sich keine Nachrichten. Der Beruf eines Bläsers war aber ein privilegierter Beruf, und so kümmerte sich der Fürst persönlich darum, daß die Bläser eine fachliche Ausbildung erhielten. In dieser Zeit waren die anerkanntesten Lehrer der Bläser an den adeligen Höfen ehemalige Mitglieder der kaiserlichen Kapelle.

Der letzte Kapellmeister, der Italiener Domenico Bartoli, beendete seinen Dienst bei den Eggenbergern zu Beginn des Jahres 1711. Zu dieser Zeit war Fürst Johann Christian schon tot (er starb 1710), und das gesellschaftliche Leben auf dem Schloß erlebte einen Niedergang. Man hörte auf - mit Ausnahme von religiösen Produktionen -, Musik zu spielen, und es war deshalb begreiflich, daß sich Bartoli entschloß wegzugehen. Bevor er wegging, mußte er sämtliche Instrumente zurückgeben, die er gepflegt hatte und die der Obrigkeit gehörten. Aus dem Instrumentenverzeichnis ist ersichtlich, daß sich die ursprüngliche Bläserkapelle im Verlauf der Zeit wahrscheinlich in eine Streichkapelle verwandelt hatte. Wenn es notwendig war, Musiker eines Instruments zu ergänzen, halfen in der Kapelle meistens Lehrer aus den Schulen der Umgebung aus.

Der Weggang des Kapellmeisters Bartoli bedeutete praktisch das Ende der ganzen Eggenberger Kapelle, und von der Zeit an verschwinden auch sämtliche schriftliche Erwähnungen über sie. Die Kapelle existierte also mehr als 50 Jahre, dann geriet sie aber vollständig in Vergessenheit.

Man darf auch nicht das Interesse des Fürsten Johann Christian I. von Eggenberg für die Oper vergessen. Bei den Reisen des Fürsten nach Italien, die zusammenhingen mit der Herrschaft Gradiska unweit von Venedig, erwarb er sich Zutritt zu den italienischen Opernneuheiten, die er in Form von gekauften Libretti und Partituren nach Český Krumlov brachte. Eine beachtenswerte Information ist auch die Tatsache, daß nach dem Jahre 1679 die Musikgruppe auf dem Schloß ergänzt wurde um einen Kastraten mit Namen Maisel, dem das Studium in Venedig ermöglicht wurde und der nicht nur in heimischen Produktionen auftrat, sondern auch in Salzburg und anderswo im Ausland. Zum Betreiben des Tanz - und Musiktheaters, das in seiner reifen Form eine Synthese des getanzten und gesungenen Ausdrucks, eingerahmt in eine reichhaltige Ausstattung, war, erfüllte der Krumlover fürstliche Hof alle Voraussetzungen. Es gab hier ein Theater, ausgestattet mit Bühnentechnik und Dekorationen, eine Musikkapelle, ein ständiges Schauspieler- und Sängerensemble, einen einheimischen Bühnenbildner und professionellen Choreographen. Trotzdem kam es zu Aufführungen durch das "Hoftheater" wahrscheinlich nur ganz ausnahmsweise.

(om)