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Das Eggenberger Schloßtheater im 17. Jahrhundert

Porträt Johann Christians von Eggenberg, Kopie des Bildes nach de Veerle, Červený Dvůr (Roter Hof) (?), 1706, Öl auf Leinwand, Zustand nach der Restaurierung, komplexer Restauratoreneingriff Stojan Genčev, Prag,1995 Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Krumlover Herrschaft in den Besitz des Geschlechtes Eggenberg überging, stieg in der Schloßgesellschaft das Interesse für weltliche Theaterthematik. Deshalb wurde auf dem Krumlover Schloß im Jahre 1675 im sog. "Hirschensaal" die erste ständige Theaterszene errichtet. Der Salzburger Architekt Johann Martin Schaumberger stattete sie mit insgesamt fünfzehn Verwandlungsmöglichkeiten aus, und zwar mit vier Dekorationen für verschiedene Säle (der gelbe, rote, blaue und steinerne Saal), mit der Dekoration für eine Küche, einen Wald im Sommer, einen Wald im Winter, einen Garten, Felsen, ein Meer, eine Stadt, ein Dorf, ein Heerlager, einen Himmel und eine Hölle. Dieses Theater entsprach aber wahrscheinlich mit seinen Ausmaßen nicht den Ansprüchen der fürstlichen Besitzer, und so ließ im Jahre 1680 der große Liebhaber und Kunstfreund Johann Christian I. von Eggenberg ein neues selbständiges Theatergebäude auf dem V. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov errichten. Die Pläne entwarfen und die Bauarbeiten leiteten die italienischen Baumeister Jakub Maggi und Peter Spinetta, die Dekorationen wurden wieder von Johann Martin Schaumberger gemalt, die Zimmermannsarbeiten am Dachstuhl und die Konstruktion der Bühnenmaschinerie fertigte Laurentius Khünmüller an. In dieser Zeit wirkte schon auf dem Schloß ein ständiges Musikensemble (die sog. Eggenberger Kapelle) und ein professionelles Schauspielerensemble (die Eggenberger Schauspieler). In der Schloßbibliothek in Český Krumlov erhielt sich bis heute noch eine ausgedehnte Eggenberger Sammlung von Theatralien und das Repertoire des Theaters.

Plan aus dem Jahre 1760, der die Disposition des Schlosstheaters in Český Krumlov im 17. Jahrhundert belegt

Von der Ausstattung des Eggenberger Theaters erhielten sich keine detaillierteren Nachrichten. Trotzdem können wir uns wenigstens eine grobe Vorstellung von seiner Grundrißdisposition und räumlichen Gestaltung machen, und das aus zwei Plänen, angefertigt im Jahre 1760 als Unterlage zum Entwurf des Maurermeisters Joseph Franz Fortini für den Umbau dieses Theaters, dessen Zustand damals offensichtlich schon sehr schlecht war. Aus diesen Plänen ist ersichtlich, daß im westlichen Teil des Baues die Szene (Theatrum) war mit einer verhältnismäßig ausgedehnten Bühnenfläche, besonders im Verhältnis zum Zuschauerraum mit Parterre (Gemeines Auditorium) und zur Fürstenloge in der ganzen Breite des hinteren Teiles. Zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne war ein rechteckiger abgetrennter Raum für das Orchester (die Music).

Kostümentwurfe von L. O. Burnacini Kostümentwurfe von L. O. Burnacini

(om)