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Wandmalerei im sog. III. Renaissance-Zimmer des Schlosses Český Krumlov


Die Malereien behielten in bedeutendem Maße ihr Renaissance-Aussehen bei. Die gemalte Kassettendecke und namentlich die Wandmalerei evozieren völlig die zeitgenössische Atmosphäre. Autor der Malereien ist der rheinländische oder niederländische Maler Gabriel de Blonde. Er schuf das Werk wahrscheinlich im Jahre 1577. Am 27. Januar des darauffolgenden Jahres (1578) fand nämlich auf dem Schloß die Hochzeit Wilhelms von Rosenberg mit Anna Maria von Baden statt, die Umbauten und Instandsetzungen in diesem Teil des Objektes hervorrief. Dieser und die folgenden Räume waren zweifellos die Privatgemächer Wilhelms von Rosenberg. Dies deutet auch die alttestamentarische Thematik der Malereien an, inspiriert von den Holzschnitten des Nürnberger Graphikers Jobst Ammann.

Wandgemälde des Renaissancezimmers III. auf dem Schloss Český Krumlov

Der abgebildete Zyklus illustriert hier das alttestamentarische 1. Buch Mose (Genesis), das Buch der Richter und das erste Buch Tobias. Die Folge der Szene an den Wänden ist angeordnet in chronologischer und sachlicher Reihenfolge von der westlichen bis zur südlichen Wand: "Das Opfer des Isaak", "Lots Töchter", "Jakobs Kampf mit Gott", "Jakobs Traum", "Josef in die Sklaverei verkauft" und "Jaël und Sisera". In der südwestlichen Ecke des Raumes sind zwei Szenen gemalt : "Tobias fängt einen Fisch" und "Die Heilung des blinden Vaters Tobit". Die Ausschmückung wird dann programmäßig von zwei Medaillons ergänzt mit Gestalten aus der römischem Mythologie : "Bacchus" und "Ceres".

In der Thematik der Wandmalereien dominieren, wie es scheint, drei fundamentale Gedankenkreise : die Erhaltung des Geschlechtes, die vizekönigliche und fürstliche Stellung Wilhelms von Rosenberg, das ausdrückliche Bekenntnis zum Glauben der Vorfahren - dem Katholizismus.

Detail der Malerei des Renaissancezimmers III. auf dem Schloss Český Krumlov Die brennende Sehnsucht nach einem Erben wird besonders ausgedrückt im Bild "Lots Töchter". Das zentrale "Hochzeitspaar " ist wahrscheinlich ein Kryptoporträt Wilhelms und seiner dritten Frau, der Markgräfin Anna Marie von Baden. Die Hochzeit fand auf dem Schloß zu Český Krumlov am 27. Januar 1578 statt. Das abgebildete Motiv eines Hundes in der erwähnten Komposition ist das allegorische Attribut der ehelichen Treue. Der Tisch in der Gestalt eines Sarkophags mit einem Schädel, einem Pelikan und einer Schüssel mit Obst ist die verdeckte Allegorie der Vergänglichkeit der Dinge dieser Welt. Das Versprechen von Nachkommen ist enthalten in "Jakobs Traum", in den Gestalten von Ceres und Bacchus, der römischen Götter der Fruchtbarkeit, und ebenso auch in der Szene "Die Opferung Isaaks " durch die Bestätigung Gott des Herren: "... deine Nachkommen werde ich bestimmt vermehren wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresufer".

An die Position Wilhelms von Rosenberg als Vizekönig erinnert plastisch die Szene "Verkauf des Josef in Sklaverei", die das breitere Thema "Josef und seine Brüder" vertritt. Erinnern wir nur an die Aussprüche Josefs über seine Träume oder den Satz des Pharao: "Ich werde dich nur mit dem Thron überragen" und "Siehe, ich bestimme dich zum Verwalter des gesamten ägyptischen Landes". Ähnlich kann man auch den Ausspruch hinzufügen "denn du hast als Fürst mit Gott gekämpft und hast dich behauptet", der sich auf das Bild "Jakobs Kampf mit Gott" bezieht.

Sehr bedeutend reflektiert die Bilderausschmückung den Appell an die Einhaltung des Testaments, an Gehorsam und das Vermächtnis und das Erbe der Vorfahren. Die formal bildnerischen und bedeutungsvollen Szenen "Das Opfer des Isaak" und "Jaël, die einen Zeltpflock in die Schläfe der Sisera treibt" stellen den Gegensatz zwischen einem gerechten und einem unvollkommenen Opfer - einer Prüfung - dar. Das Opfer des Isaak ist dabei die Prüfung des absoluten Gehorsams. Das Gesetz und den Glauben der Vorfahren hält streng ein weiteres moralisches Beispiel ein, aus der Szene der Genesung des blinden Vaters Tobit, den treuen Anhänger Gottes. Wie aktuell mußte es Wilhelm empfinden, der nach zwei Ehen mit Lutheranerinnen nun eine Katholikin ehelichen sollte, Anna Marie, als Tobit Tobias warnt : "nimm keine Fremde zur Frau, die nicht aus dem Stamm deines Vaters ist, denn wir sind Söhne von Propheten ... Denke daran, mein Sohn, daß diese alle Frauen aus den Töchtern ihrer Brüder geehelicht haben und in ihren Kindern gesegnet wurden, und ihre Nachkommen bekommen das Land als Erbe".

(mh, jm)